Mehr von Demselben

 

Bürokratieabbau

 

HaHA.

Allenthalben ist davon die Rede. Als TV-Zuschauer bin ich geneigt, „heute-journal“-Moderatorin Marietta Slomka unbesehen ihren Erfahrungssatz vom 01.10.2025 abzunehmen, seit Beginn ihrer journalistischen Tätigkeit habe jede Bundesregierung eben den der politischen Öffentlichkeit versprochen. Scheint nur ansatzweise eingelöst J.

Objektiv ironisch (wie es ihre Art ist) sagt sie diesen Satz dem nunmehr „zuständigen“ Minister ins video-zugeschaltete Gesicht. Jaja – die gegenwärtige Merz-Regierung fand es angebracht, zu diesem Zweck ein eigenes Ministerium zu installieren: StellenStellen wie üblich, Dienstbezüge auch uswusw. Der „Bund der Steuerzahler“ freut sich auf ein Thema für sein nächstes Jahrbuch.

 

Noch mal HaHA.

Eine Idee, auf die auch der wegen der partienweisen Kompliziertheit seiner Texte berüchtigte Niklas Luhmann hätte kommen können, Bielefelder Welt-Soziologe später – der zuzeiten seiner juristischen Berufseinstiegsphase im niedersächsischen Kultus- bzw. Landwirtschaftsministerium auch so dies+das an „Bürokratie“-Erfahrungen hat sammeln können. Sein dickes Buch „Funktionen und Folgen formaler Organisation“ (erschienen 1964!) zehrt auch davon. Nicht bloß davon, dass der zeitweilige Ministeriale Luhmann zwischendurch Gelegenheit suchte und fand, 1 Jahr in den USA bei Parsons zu studieren, dem seinerzeitigen global player unter den Soziologen. Die scientific community dankt’s den damals vor Ort genehmigungs-zuständigen bürokratischen Vorgesetzten.

Aber egal. Die Idee der aktuellen Regierung, zwecks „Bürokratieabbau“ ein eigenes Ministerium zu errichten (das vornehm „…für Digitales und Staatsmodernisierung“ heißt), lässt mich auch an Paul Watzlawicks („Anleitung zum Unglücklichsein“) Empfehlung denken „Mehr von Demselben!“ – für „…abbau“ von „Bürokratie“ scheint DER Politik nur Aufbau „noch ’ner Bürokratie!“ einzufallen L.

 

TV-Zuschauer*innen sehen den noch ‚amts-frischen‘ Minister in gespannter Haltung, des Ge„grillt“-Werdens gewärtig. Aber fairerweise baut anchorwoman Slomka ihm eine Brücke. Die Regelungsflut (die manche in Anti-Regelungswut treibt) speise sich doch aus respektablen Quellen: Der Klimaschutz, mehr Respekt vor „Frauen“ – und was sie noch aussprechen kann im schmalen TV-Zeitfenster des „heute-journal“.

Der Zuschauer lernt (wenn er’s nicht schon weiß): Weniger-regeln ‚geht‘ bloß via Mehr-regeln.

Ist auch eine ‚Botschaft‘ – die Luhmannologen seit 70 Jahren wohlbekannt ist.