"Niedervellmarer Gottesdienst-Modell" zum Beispiel

 

 

 

Ein Versuch.

Versuch eines Pfarr-Ehepaars, wenn schon nicht mehr so doch mehr verschiedene Menschen zur Teilnahme an Gottesdiensten zu motivieren. Intuitiv angelegt - die soziologische Milieutheorie (in der Folge von Bourdieu) war 2000 noch nicht wirksam genug in die operative Ebene des Pfarrberufs durchgesickert.

Das Intuitive im Ansatz lenkt die Aufmerksamkeit auf Fragen der Praktikabilität: individuelle Kompetenzen der Pfarrer*in, faktische Mitgestaltungs-Ressourcen der Mitarbeiter*innenschaft, Räume und Zeiten.

Jahrelange Praxis 'lupenreiner' Ausgestaltung fordert die Pfarrer*in an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit, aber sie generiert auch Motive der "Allgemeinen Priester*innen", eigene Kompetenzen ("Charismen") zu entdecken und das "Modell" ressourcen-konform zu modifizieren.

 

Es besteht kein "Copyright" - Nachmachen willkommen!

(Dem unermüdlichen 'evangelistischen' Engagement von Willi Stiel an den workshops "Andere Gottesdienste" verdankte sich die Chance, das "Modell" EKKW-weit vorzustellen, erstmals am 10. März 2001 in Kassel; im Folgenden sind die Eckdaten festgehalten.)

 

Info zur Praxis von

Ihre Gottesdienste - zum Aussuchen: 5 x im Monat anders

 

 

 

 

FS Pfarrer in Stellenteilung in Niedervellmar seit 02/1998 - Pfarrstellen-Kollege emeritiert 02/2000 - Ehepaar-Stellenteilung seit 08/2000 -

Vorlauf’ 2 Jahre teilnehmende Beobachtung

 

gängige Gottesdienst-Praxis in Niedervellmar bis Sommer 2000:

  • regelmäßige Agende-I-Gottesdienste (gelegentlich Mitwirkung von PosCh bzw. GospelCh)

  • Gottesdienste nach Agende I (incl. Taufen) am monatsletzten Sonntag

  • Kindergottesdienstnachmittag am monatsletzten Samstag

  • kirchenjahresbezogene Fest-Gottesdienste mit festen Bräuchen (AM etc.)

  • unregelmäßig orts- und gemeinde-bezogene Gottesdienste mit besonderer Gestaltung

 

Wünsche:

  • Gottesdienste am (Samstag-)Abend (Uhrzeit, Stimmung, freiere Gestaltung)

  • mehr Rücksicht auf die gottesdienst-verpflichteten KonfirmandInnen

  • „Familiengottesdienste”

 

der Versuch, ab 08/2000: der 5(+1)-Rhythmus des Monats... [+ flyer in alle Briefkästen Niedervellmars]

  • ein Vorabend-Gottesdienst‘ zum 1. Sonntag

+ sonntagmorgens „Familiengottesdienst“, beginnend mit gemeinsamem Frühstück

  • ein Gottesdienst für die Liebhaber des Vertrauten: der 2. Sonntag

  • ein jugendfreundlicherer Gottesdienst: der 3. Sonntag

  • ein Gottesdienst mit dem T: der monatsletzte Sonntag

  • Gottesdienst (falls nachgefragt) zur Taufe (mit entfalteter Symbolik, ohne Gemeindepredigt) - oder

  • Gottesdienst zum Thema (falls keine Tauf-Nachfrage): z.B. 2001 die Reihe „Von der Litfaßsäule gepredigt”

  • ein Gottesdienst mit dem „Gast auf der Kanzel”: in 5-sonntagigen Monaten der monatsvorletzte Sonntag

regelmäßig ‘unterbrochen’ durch Festzeiten mit herkömmlich besonderer Gestaltung

 

nicht alles alleine:

  • ‘gemeinde-eigene’ oder eingeladene Musiker(-Gruppen): Musik und Mehr zum Wochenende

  • kurz und meditativ gehalten: Stille Zeit am Samstagabend

  • das KiGo-Team (wieder) vom Sonntag überzeugt: FrühstüXGottesdienst für Große und Kleine

  • die Agende-I-Gottesdienste, mit vorherigem Bibel-Gespräch „Werkstatt Predigt”: PredigtGottesdienst - nicht ohne...

  • jugendfreundlicher, mit jugendlichen Konfi-Helfern (und aktueller [Konserven-]Musik): konFITüre

  • schöne (nicht lange) Tauf-Feiern für Kasual-Christen (mit Konfis als ‘Ministranten’): Taufen im Gottesdienst oder, ersatzweise, nach Agende I, aber mit Bild-Predigt zu besonderem sujet: Gottesdienst zum Thema

  • (‘Laien’-)PredigerInnen mit besonderem Profil: Der Gast auf der Kanzel

 

Nach zweijähriger Erprobung beschließt der Kirchenvorstand im Oktober 2002 eine Fortsetzung des Programms „Ihre Gottesdienste - zum Aussuchen: 5 x im Monat anders” unter folgenden Modifikationen ab Januar 2003:

Musik und Mehr zum Wochenende soll vom Samstagabend auf den Sonntagmorgen verlegt werden und unter vorzugsweiser Mitwirkung von Bezirkskantorin, Posaunen- und Gospel-Chor sowie musiktreibenden Vereinen aus (Nieder-)Vellmar zweimal vierteljährlich am monatsdritten Sonntag stattfinden, konFITüre nur noch einmal vierteljährlich am monatsdritten Sonntag, unter Mitwirkung aus dem jeweiligen Konfirmandenkurs. Der klein gebliebene, aber sehr beständige Kreis von LiebhaberInnen eines liturgischen Wochenschlusses soll zu einer Stillen Zeit am Samstagabend eingeladen werden, die kurz und meditativ, evtl. unter Nutzung des Taizé-Liturgie-Angebots im Evangelischen Gesangbuch, gehalten sein soll.