„Zustrombegrenzung“?!?

 

 

Recht haben sie, die 19 „deutschen Verlegerinnen, Verleger und Autoren“, deren „Protest“-Erklärung wider die „Barbarisierung der Sprache“ auch im offiziellen Sprech des Deutschen Bundestags die „Süddeutsche Zeitung“ [SZ] am 25.02.2025 S. 11 zusätzlichen Widerhall bietet.

 

„Zustrom-…“ – das geht aber gar nicht! Für den Fall von allzu Begriffsstutzigen unter ihren Leser*innen übertitelt die SZ obendrein „Menschen sind keine Naturkatastrophe“. Aber es wissen doch eigentlich alle (Un-)Willigen, was mit der am 29.01.2025 an der Unschlüssigkeit von zu vielen Liberalen diverser Bundestagsfraktionen gescheiterten Gesetzesvorlage adressiert war, das Bauchgefühl: sind einfach zu viele Ausländer, die sich in ‚diesem unserem Land‘ aufführen, als wären sie da zuhause (tststs – geht aber doch gar nicht!). Das mag man so finden dürfen. Aber sogar Bauchgefühle kommen manchmal zu spät. ‚Zu spät‘ heißt zum Beispiel: Wenn die in den öffentlich-rechtlichen TV-Nachrichten meistgezeigten Gesichter nicht mehr Namen tragen wie „Dagmar Berghoff“, „Wiebke Bruhns“ (uups, 1970er Jahre…), sondern „Dunja Hayali“ oder, Spätguckern vertrauter, „Nazan Gökdemir“.

 

Das achselzuckende Verdikt „zu spät“ muss nicht gelten für den vor-erwähnten Protest gegen die „Barbarisierung der Sprache“. Selbst wenn die unterzeichneten „Verlegerinnen etcetc“ ihre „Erklärung“ als Aufruf zur Aufmerksamkeit im Vorfeld niedrig-stapeln.

Wer Wilhelm von Humboldts „Sprache ist Weltsicht“zitiert und auf den Anspruch auf „Metapolitik“ (so die Diktion des sog. neu-rechten Ideologen Götz Kubitschek) anspielt, hat eher Zeitüberhobenes im Sinn. Sollte trotzdem nicht Klaus Theweleit vergessen haben, der mit seinem Frühwerk „Männerphantasien“ in den späten 1970ern als Erster auf die politische Relevanz der Trivial-Metaphorik des Liquiden (‚Strom, Überschwemmung‘ etcetc) hingewiesen hat.

Angesichts dessen Metaphern wie ‚Eindämmen‘ o.ä. sich, je nachdem, geradezu nahe gelegt haben.

 

Dabei thematisiert diese Beobachtung nur eine Facette des Wahrnehmbaren. Das, ins Kategoriale übersetzt, den – in der gelebten Sprache nicht einzigen – Übergang von einer ‚Sprachwelt‘ in eine andere impliziert:

Seit 1965 bewarb ESSO auch in Deutschland die Betankung von Autos mit einer identifikationsfähigen Werbefigur („Pack den Tiger in den Tank“). Populär genug, so dass die SPD-Slogans zur Bundestagswahl 1969 „Pack den Willy in den Tank“ Erfolg versprachen.

 

Alles lange her. Funktioniert aber immer noch.